Diese Arbeiten waren im Januar.2016 in der Galerie "Das Auge" in Lauda-Königshofen zu sehen
sie können an einem fotoprojekt unter dem motto "schau dir in die augen" teilnehmen. erarbeitet werden dafür fotografisch eingefangene Blickkontakte meiner modelle mit sich selbst. das Angebot beinhaltet: foto-make-up, umfangreiches fotoShooting mit verschiedenen Outfits und eine cd mit den besten Ergebnissen. sie wählen das format, in dem ihr künstlerisch gestaltetes lieblingspotraitg auf leinwand wiedergegeben werden soll.
Gert Domnik, M.A. Einführung in die austellung: „Zwiegespräche“ / Digitale Portraitmalerei - so wird die heutige Ausstellung im Veranstaltungs-kalender 2016 der Stadt Lauda-Königshofen angekündigt. Ruth Roth selbst lädt zur Ausstellungseröffnung ein, mit – Schau dir in die Augen / Ungemalte Menschenbilder – von Angesicht zu Angesicht. hört sich sehr verwirrend für denjenigen an, der sich nur über diese beiden Beschreibungen eine Vorstellung von den Bildern der Ausstellung machen muss. Sehr passend allerdings für denjenigen, der erlebt hat, wie die Bilder entstehen. Deshalb möchte ich heute mehr über die Entstehungsgeschichte eines Bildes sprechen und weniger über die Bilder selbst. Ich erhoffe mir natürlich, dass durch die Beschreibung der Arbeitsweise die Empathiefähigkeit und die Genialität der Künstlerin umso mehr zum Vorschein kommen. Es zeugt von der unglaublichen Kreativität Ruth Roths, dass sie sich diesmal auf ein ganz neues, tiefenpsychologisches Feld wagt und trotzdem sich selbst und ihrem Stil treu bleibt – nämlich den Blick zu weiten, Imaginationen zu schaffen, emotional zu berühren, den Kern freizulegen, ohne zu entblößen. Doch diesmal ist es nicht Ruth Roth, die zuerst erschafft und anschließend das Werk dem Betrachter und seiner Interpretation überlässt, sondern diesmal muss der Betrachter zuallererst einmal sich selbst erschaffen, indem er sich offenbart und kritisiert, mit sich spielt und sich in sich selbst verliebt. Der Mensch schaut hierzu in einen SPIEGEL und begibt sich auf die Reise zu seiner Identität. Anfangs noch unsicher, dann aber immer mutiger, gewagter, lustvoller. Und während dieser Reise drückt Ruth Roth auf den Auslöser ihrer Kamera, hunderte Male, einer geduldigen Therapeutin gleich, lässt sie den Menschen WERDEN, der leicht schräg rücklings vor ihr sitzt und in seinem Selbst versunken ist. Wer bin ich? Wer will ich sein? Wie sehen mich die Anderen? Wie will ich, dass die Anderen mich sehen?Wann haben Sie sich das letzte Mal eine Stunde Zeit genommen, so über sich nachzudenken und sich dabei fest im Blick gehabt? Zeitversunken wird ausprobiert, eine Grimasse geschnitten, hübsch oder grimmig dreingeschaut, mal frech mal aufreizend geguckt, geflirtet und gelacht, es wird ein Zwiegespräch mit sich selbst geführt und es werden die Grenzen der persönlichen Ausdrucksformen getestet. Es macht auf einmal richtig Spaß ganz SUBJEKT zu sein. Aber irgendwann ist es genug - der Streifzug durch mein ICH ist vorläufig beendet. Auf die Frage, warum sie die Bilder über einen Spiegel schießt, kommt die unerwartete Antwort. Damit der Mensch sich so in den Bildern wiedererkennt, wie er sich im Spiegelbild sieht. Da ist der Scheitel dort, die Falte da, wie gewohnt. Das schafft Intimität und ebnet den Weg zum eigenen ICH. Dann kommt die zweite Runde. Die Bilder werden angeschaut. Ach du liebe Zeit, das bin ja ich, wusste gar nicht, dass ich so verächtlich schauen kann. Huch, sehr hochnäsig. Hallo, da gefalle ich mir, da auch, dieses Bild hier, das finde ich wunderschön, das will ich in Groß haben. Ruth Roth schaut mit, gibt ebenso Ihre Kommentare ab, bewertet, fragt nach, deutet an und interpretiert. Dabei erkenne ich den Blick des ANDEREN. Dieser Blick verunsichert zuerst, weil ich jetzt ganz Objekt bin. Er zeigt mir, in welchen Schubladen ich stecke. Hier gilt es zu verweilen, nachzudenken, MIR besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Gleichzeitig erweitert dieser ANDERE aber auch meinen Blickwinkel. Ruth Roth sieht in mir etwas, was mir vielleicht verborgen geblieben wäre. Weil ich es nicht sehen wollte?Weil ich mich so noch nicht erlebt habe? Ruth Roth wird zur Mitstreiterin und Hebamme meines ICHS, sie öffnet mir einen weiteren Weg zu mir, indem sie mit mir SCHAUT, sehe ich, erkenne ich mich neu und erlebe mich dennoch authentisch. Gemeinsam schenken wir der Sprache des Körpers, besonders der Sprache der Augen ein besonderes „Augenmerk“. Und meine Interpretationen fallen durchweg wohlwollend aus. Mitreißend spannend finde ich mich auf einmal. Ruth Roth wird zu meiner Seherin. In der dritten Runde verfremdet die Künstlerin. Hier darf sie ihre Kreativität ausleben, ihrer spielerischen Leichtigkeit frönen. Aus den vielen Facetten meines Ichs werden, via digitaler Bearbeitung, typische „Augenblicke“ in eine Kunstsprache übersetzt. Ich sehe keine Fotos mehr von mir. Ich bin jetzt zu Punkten, Strichen und Flächen transformiert, die aber immer noch MICH zeigen. Ich bin auf wenige markante Gesichtszüge reduziert und in surreale Landschaften eingebettet. Es ist jetzt die Reise zum WESENTLICHEN von mir. Nun werde ich zum Thriller. Es knistert - Hochspannung. Welchen Teil von mir will ich preisgeben? Welches Konstrukt will ich sein? Welcher Teil meiner Identität soll mein Kunstwerk werden. Inzwischen ist Ruth Roth zu meinem alter ego geworden. Wir wägen ab, besprechen unsere Eindrücke, tauschen Empfindungen aus, wir treten in einen Diskurs über mich ein, ohne, dass ich mich entblößen müsste. Da wir über mich als KUNSTWERK sprechen, bleibt eine notwendige Distanz zwischen Mensch und Künstlerin gewahrt. Zusammen mit mir erschafft Ruth Roth mich doppelt – ich bin Subjekt und Objekt meines Selbst zugleich. Dieser künstlerische Höhepunkt des Identitäts-Projekts ist atemberaubend offenbarend. Ich habe mich nicht für ein „schönes“, nicht für ein „heiteres“, sondern für ein „verwegenes“ Bild entschieden. Warum nur? Weil ich wohl einen Akzent setzen wollte. Ja, schau dich an, auch das bist DU (oder wäre es gerne?). Ich bin froh diese Reise zu mir angetreten zu haben. Ich wünsche noch vielen Menschen Ruth Roth an ihrer Seite, wenn sie sich auf die Suche nach ihrer Identität begeben. Die psychologisch versierte Künstlerin Ruth Roth kann sich wie wenig andere in die momentanen Seelenzustände ihrer „Menschenbilder“ einfühlen, ja sich mit ihnen identifizieren und sie zu einzigartigen Kunstwerken erheben. Diese Fähigkeit ist nur besonderen Menschen gegeben. Schauen Sie sich um und fühlen Sie sich in die Menschenbilder ein. Versuchen Sie hinter die Stirn des bloßen Abbildes zu blicken und Sie werden die Einzigartigkeit jedes Menschen erkennen und sehen, dass es sich lohnt, Kunstwerke aus ihnen zu machen.