SZENEN AUS DEM LEBEN
Vom Leben gezeichnet und getextet von Ruth Roth
Es sind Verse an dich, an mich, an uns und an die anderen als Reflexion auf Beobachtungen vieler Beispiele zwischenmenschlichen Miteinanders. Abwechselnd mit schnell dahingeworfenen Zeichnungen entstand ein „Gedankenbilderbuch“ für Erwachsene als individuelles Kunstbuch mit heraus trennbaren Seiten und mit unterschiedlich gestaltetem Cover.
„Worte sind das Drehbuch – Bilder die Melodie des Lebens“. (R.R.)
Um neugierig zu machen, hier das Vorwort von MARC PESCHKE:
Bist Du es, den ich meine?
„Szenen aus dem Leben“, Zeichnungen und Texte von Ruth Roth
Lyrik ist Sprachkunst. Die Poesie, das Gedicht, das ist der Teil der Sprache, dessen ästhetischer Wert offenkundig ist, den wir als „schön“ empfinden. Das Schöne, das Sinnliche, das Atmosphärische ist mit der Lyrik immer verbunden. Betrachten wir die ästhetische Form der Gedichte von Ruth Roth, genießen wir den Klang, die sprachlichen Raffinessen dieser Texte, so kommen wir schnell zu dem Schluss, dass wir es hier mit Werken ausgesuchter Schönheit zu tun haben.
Die Schönheit der Texte von Ruth Roth ist immer auch eine Folge ihrer Mehrdeutigkeit. Denn diese lassen sich nicht so oft auf eine Lesart festlegen. Das unterscheidet sie signifikant von der Sprache des Alltags, von den Eindeutigkeiten, die uns täglich umgeben. Reim und Rhythmus, Klang, Metapher – die poetische Ordnung der Texte von Ruth Roth nimmt uns direkt gefangen. Der französische Lyriker Paul Valery hat die Poesie einmal als „Zaudern zwischen Laut und Bedeutung“ beschrieben – und dieses Zaudern, dieses Dazwischen, dieses Miteinander von Bedeutung und Sprachkunst ist es auch, was die Texte von Ruth Roth auszeichnet.
Von den Gedichten Roths, welche oft die essenziellen Fragen stellen („Bist du es / den ich meine / Bin ich es / die du siehst“) kommen wir schnell zu der Frage nach dem Schönen und dem Wesen von Kunst. Ich möchte die Texte Roths an dieser Stelle mit ihren Zeichnungen in Zusammenhang bringen, die auch in diesem Band zu finden sind. Es sind einfache „Szenen aus dem Leben“, die Roth mit schnellem Strich skizziert. Wir erkennen Paare in ihrem Miteinander, gebildet stets aus einem einzigen Strich.
Die Verwandtschaft von Poesie und Bildender Kunst tritt hier ganz offen zutage. Sie ähneln sich in ihrer Offenheit, in ihrem assoziativen Geist. „Ut pictura poiesis“: Eine Dichtung ist wie ein Gemälde, Dichtung ist wie Malerei – schrieb der römische Dichter Horaz in einem Brief im Jahr 15 v. Chr.
Die Linien der Zeichnungen von Ruth Roth entsprechen – man beschaue, man lese sie mit Phantasie – immer wieder auch ihren Texten: „Du bist kein ungeschriebenes Buch / Seite um Seite findet sich / Unaussprechliches zwischen den Zeilen“, schreibt Roth – und nimmt den Faden des Unaussprechlichen in ihren Zeichnungen auf. „Tintenklecks legt sich über schöne Schrift“. Zeichnung und Text können im Kopf des Lesers und der Leserin zusammenwachsen. „Randnotiz beherrscht den Text / Knitter graben sich in vergilbtes Papier“.
Ruth Roth fragt: „Was wäre, wenn / Die Zeit stehen bliebe / Bäume horizontal / wüchsen / Der Himmel grün / die Wiesen blau und / Steine weich wie Butter/ wären / Der Stift die Hand führte …“ Was wäre, wenn der Stift die Hand führte? Vielleicht kommt man so zu solchen Zeichnungen, wenn es der Stift ist, der die Hand führt – und nicht umgekehrt?
Und noch etwas: Tiefer Ernst steht hier gelegentlich, gegen leise Ironie.
In „Trotzdem“ ist der beschriebene Mensch „lesenswert / liebenswert / Ja sogar deine Eselsohren“.
„Noch ein Imperativ“ stellt das Große neben das Kleine: „Beurteile andere nicht / Das Urteil kommt auf dich / zurück / Lache oft und liebe immer / Und vor allem / kratz die Butter nicht / immer von oben ab“.
„Wenn ich dich mit einem / Baum vergleichen sollte / Wählte ich die stattliche / Platane / Südländisch anmutend / erinnert mich ihre Rinde / an das Oliv deiner Haut“.
Roths sprachliche Bilder lassen auf das Wesen der Künstlerin als Augenmensch schließen. An vielen Stellen dieser Texte leuchtet der Geist der Bildenden Künstlerin, der Malerin und Zeichnerin, der Liebhaberin von Farben und Pflanzen durch die Zeilen:
„Fest steht / wer einmal Platanen / mit meinen Augen sah / Vergisst sie nie“
Fest steht: „Szenen aus dem Leben“, diese Gedankenbilder, die aus dem Leben gezeichnet und getextet sind, die hier erstmals erscheinen, diese Szenen aus dem Leben, dieses Miteinander von Sprache und Bild, das alles nimmt uns gefangen. Wir folgen der Linie der Bilder, wie wir den Buchstaben folgen, die sich zu Sätzen bilden. Paul Klee hat die Linie als eine Art Reise eines dynamischen Punktes beschrieben. Und so können wir auch dieses Buch genießen: als Reise, als Transformation von Zeichnung zu Sprachbildern und vice versa, deren Verbindung wir nur erahnen können. Und auch darin liegt der Reiz dieses Werkes: Ruth Roth lässt den tieferen Zusammenhang zwischen Zeichnung zu Text offen – sie deutet an, doch entscheidet sich gegen Eindeutigkeiten.
Vom Leben gezeichnet und getextet von Ruth Roth
Es sind Verse an dich, an mich, an uns und an die anderen als Reflexion auf Beobachtungen vieler Beispiele zwischenmenschlichen Miteinanders. Abwechselnd mit schnell dahingeworfenen Zeichnungen entstand ein „Gedankenbilderbuch“ für Erwachsene als individuelles Kunstbuch mit heraus trennbaren Seiten und mit unterschiedlich gestaltetem Cover.
„Worte sind das Drehbuch – Bilder die Melodie des Lebens“. (R.R.)
Um neugierig zu machen, hier das Vorwort von MARC PESCHKE:
Bist Du es, den ich meine?
„Szenen aus dem Leben“, Zeichnungen und Texte von Ruth Roth
Lyrik ist Sprachkunst. Die Poesie, das Gedicht, das ist der Teil der Sprache, dessen ästhetischer Wert offenkundig ist, den wir als „schön“ empfinden. Das Schöne, das Sinnliche, das Atmosphärische ist mit der Lyrik immer verbunden. Betrachten wir die ästhetische Form der Gedichte von Ruth Roth, genießen wir den Klang, die sprachlichen Raffinessen dieser Texte, so kommen wir schnell zu dem Schluss, dass wir es hier mit Werken ausgesuchter Schönheit zu tun haben.
Die Schönheit der Texte von Ruth Roth ist immer auch eine Folge ihrer Mehrdeutigkeit. Denn diese lassen sich nicht so oft auf eine Lesart festlegen. Das unterscheidet sie signifikant von der Sprache des Alltags, von den Eindeutigkeiten, die uns täglich umgeben. Reim und Rhythmus, Klang, Metapher – die poetische Ordnung der Texte von Ruth Roth nimmt uns direkt gefangen. Der französische Lyriker Paul Valery hat die Poesie einmal als „Zaudern zwischen Laut und Bedeutung“ beschrieben – und dieses Zaudern, dieses Dazwischen, dieses Miteinander von Bedeutung und Sprachkunst ist es auch, was die Texte von Ruth Roth auszeichnet.
Von den Gedichten Roths, welche oft die essenziellen Fragen stellen („Bist du es / den ich meine / Bin ich es / die du siehst“) kommen wir schnell zu der Frage nach dem Schönen und dem Wesen von Kunst. Ich möchte die Texte Roths an dieser Stelle mit ihren Zeichnungen in Zusammenhang bringen, die auch in diesem Band zu finden sind. Es sind einfache „Szenen aus dem Leben“, die Roth mit schnellem Strich skizziert. Wir erkennen Paare in ihrem Miteinander, gebildet stets aus einem einzigen Strich.
Die Verwandtschaft von Poesie und Bildender Kunst tritt hier ganz offen zutage. Sie ähneln sich in ihrer Offenheit, in ihrem assoziativen Geist. „Ut pictura poiesis“: Eine Dichtung ist wie ein Gemälde, Dichtung ist wie Malerei – schrieb der römische Dichter Horaz in einem Brief im Jahr 15 v. Chr.
Die Linien der Zeichnungen von Ruth Roth entsprechen – man beschaue, man lese sie mit Phantasie – immer wieder auch ihren Texten: „Du bist kein ungeschriebenes Buch / Seite um Seite findet sich / Unaussprechliches zwischen den Zeilen“, schreibt Roth – und nimmt den Faden des Unaussprechlichen in ihren Zeichnungen auf. „Tintenklecks legt sich über schöne Schrift“. Zeichnung und Text können im Kopf des Lesers und der Leserin zusammenwachsen. „Randnotiz beherrscht den Text / Knitter graben sich in vergilbtes Papier“.
Ruth Roth fragt: „Was wäre, wenn / Die Zeit stehen bliebe / Bäume horizontal / wüchsen / Der Himmel grün / die Wiesen blau und / Steine weich wie Butter/ wären / Der Stift die Hand führte …“ Was wäre, wenn der Stift die Hand führte? Vielleicht kommt man so zu solchen Zeichnungen, wenn es der Stift ist, der die Hand führt – und nicht umgekehrt?
Und noch etwas: Tiefer Ernst steht hier gelegentlich, gegen leise Ironie.
In „Trotzdem“ ist der beschriebene Mensch „lesenswert / liebenswert / Ja sogar deine Eselsohren“.
„Noch ein Imperativ“ stellt das Große neben das Kleine: „Beurteile andere nicht / Das Urteil kommt auf dich / zurück / Lache oft und liebe immer / Und vor allem / kratz die Butter nicht / immer von oben ab“.
„Wenn ich dich mit einem / Baum vergleichen sollte / Wählte ich die stattliche / Platane / Südländisch anmutend / erinnert mich ihre Rinde / an das Oliv deiner Haut“.
Roths sprachliche Bilder lassen auf das Wesen der Künstlerin als Augenmensch schließen. An vielen Stellen dieser Texte leuchtet der Geist der Bildenden Künstlerin, der Malerin und Zeichnerin, der Liebhaberin von Farben und Pflanzen durch die Zeilen:
„Fest steht / wer einmal Platanen / mit meinen Augen sah / Vergisst sie nie“
Fest steht: „Szenen aus dem Leben“, diese Gedankenbilder, die aus dem Leben gezeichnet und getextet sind, die hier erstmals erscheinen, diese Szenen aus dem Leben, dieses Miteinander von Sprache und Bild, das alles nimmt uns gefangen. Wir folgen der Linie der Bilder, wie wir den Buchstaben folgen, die sich zu Sätzen bilden. Paul Klee hat die Linie als eine Art Reise eines dynamischen Punktes beschrieben. Und so können wir auch dieses Buch genießen: als Reise, als Transformation von Zeichnung zu Sprachbildern und vice versa, deren Verbindung wir nur erahnen können. Und auch darin liegt der Reiz dieses Werkes: Ruth Roth lässt den tieferen Zusammenhang zwischen Zeichnung zu Text offen – sie deutet an, doch entscheidet sich gegen Eindeutigkeiten.