Dr. Eva Suzanne Bayer zum Werk 2018
"...Mit einer realen Landschaf haben diese in Aquarelltechnik mit Acryl gearbeiteten extremen Querformate nichts zu tun; es sind Panoramen nur aus Farbimpressionen quasi aus der Vogelperspektive, in denen sich festere Farbschichten und ganz leichte lockere – wie Himmel, Luft, Licht, Wolken, Atmosphäre, Unendlichkeit – an einer Linie, die man als Horizont bezeichnen könnte, die aber eher eine Membran ist, an der sich leichtere und dichtere, transparentere und kompaktere Farbbahnen und Farbflüsse begegnen und miteinander kommunizieren.
Begegnungen – das ist überhaupt ein Schlüsselbegriff in all ihren Arbeiten. Begegnung von gänzlich anders gearteten Figuren und Typen in ihren Zeichnungen, Begegnungen von meist zwei unterschiedlichen Formen in ihren Collagen aus bemaltem und besprühten Glasvlies in ihren jüngsten Arbeiten („Weggefährten“. Auf ebenfalls mit dünnflüssiger Farbe bearbeitetem Grund, der wiederum an ihre Landschaften erinnert, in der Farbe aber weit reduzierter ist, stehen sich da zwei Figuren gegenüber, die Felsbrocken oder Baumstämme sein könnten, aber zweifellos menschliche Eigenschaften tragen. Die eine ist breit und ein bisschen stämmig, die andere schmaler und graziler, etwas eleganter auch in den leicht geschweiften Umrissen. Und schon wird das Verlangen des Betrachters wieder angestachelt, sein Kopfkino zu aktivieren, auch in eindeutige Abstraktion Figuratives hineinzusehen und aus den vermeintlichen Felsbrocken werden Mann und Frau mit ihren sensiblen Beziehungen. Selbst wenn Ruth Roth mit Fundstücken arbeitet, verwandeln sich ihre Arrangements unwillkürlich in „Szenen einer Ehe“ oder in ein Ballett verschieden temperierter Charaktertypen.... Geschichten über Geschichten suggeriert sie so dem Betrachter, der ein ganz wesentlicher Bestandteil in Ruth Roths Schaffen ist. In seiner Phantasie entstehen dann die Dramen, die Komödien und Tragikomödien, die die Künstlerin in ihren Arbeiten nur anregt und anreißt. Denn eindeutig, einspurig, einhellig ist Nichts in Roths offenem Bilderkosmos; je nachdem, wie der Betrachter gerade selbst „drauf“ ist, wird er ganz andere Inhalte wahr- und wichtig nehmen.
Als Gegenpol zu der ausdrucksvollen Körpersprache in Zeichnungen und Collagen kann man die kleinen, meist monochrom weißen Tonplastiken der „Sofafrauen“ verstehen. Fast Nachfolgerinnen der lasziven Odalisken eines Ingres oder Botero liegen sie entspannt und in sich ruhend auf einer Couch, nahezu völlig mit dem Möbel verwachsen, selbstverständlich und absolut zufrieden in ihrer Körperfülle und Körperpräsenz, die über alle Konturen hinausschwappt- und rollt. Auch sie fotografiert Ruth Roth, bearbeitet das Foto und verwandelt das ursprünglich Dreidimensionale (wieder) ins Zweidimensionale (in einer anderen Form).
Ruth Roth arbeitet abwechselnd und , wen wundert’s, in nach oben offenen Werkgruppen, die durch den Titel und die Technik zusammengehalten werden. Neben den Landschaften und den Collagen „Weggefährten“ gibt es auch Blumenbilder, die nichts mit Botanik und Flora zu tun haben und schon gar nichts mit den ätherisch verhauchten Aquarellstudien, wie man sie oft findet, sondern schlichte Farbkraft sind, lebendig, sinnlich, vital. Dann gibt es die „Jazzbilder“, in denen Musik zur optischen Choreographie gerinnt, und die „Weibsbilder“, …. Eine mehrteilige Werkgruppe von breitformatigen Gemälden nennt sie “La Comedie Humaine“ , angeregt vom Romanzyklus Honoré de Balzacs. Dieser Titel könnte eigentlich über ihrem ganzen Schaffen stehen, denn, wie gesagt, selbst in den ganz reduzierten Arbeiten geht es um die Menschennatur, Kommunikationen, Interaktionen, Körpersprache, das Typische und das Spezielle."
Kunst ist immer ambivalent.
Zum Werk von Ruth Roth von Marc Peschke, M.A. 2017
"Die Kunst von Ruth Roth strebt in zwei Richtungen. Auf der einen Seite ist es die Figur, die menschliche Figur, welche die Künstlerin interessiert. Doch neben dem Mensch gilt ihr Interesse der Landschaft – oftmals vereint sie beides in Körperlandschaften, deren Abstraktionsgrad mal größer, dann wieder kleiner ist.
In der Nähe zur Abstraktion findet sie ihren Weg, doch ist Roth nicht bereit, das Figürliche ganz aus ihren Bildern zu verbannen. Sie bedient sich immer wieder eines künstlerischen Verfahrens, welches die Figur, die Landschaft, das Gegenständliche an sich in Frage stellt: Das Prinzip der Collage ist vielen der Arbeiten von Ruth Roth eingeschrieben, lässt ihr Gesamtwerk in immer neue Richtungen tendieren und in immer neuen Facetten schimmern.
Die Collage ist ein bedeutsames Mittel der Kunst, ein Gestaltungsprinzip der Moderne. Immer wieder bezieht sich die Künstlerin in ihrem Werk auf ihr eigenes Schaffen, ordnet die aus ihrem Oeuvre bekannten Figuren und Formen neu – schafft Bilder sogar aus spontan zerrissenen frühen Landschaftsaquarellen, die sie neu anordnet. (jüngste Arbeiten sind geprägt durch die Verwendung von Glasvlies, das in Wertheim hergestellt wird ). Sie stellt Zusammenhänge her, Verbindungen. Die Collage sei eine Form der Skepsis, hat der Kunsthistoriker Werner Spies geschrieben. Er meinte damit: Wer collagiert, der macht den Prozess der künstlerischen Arbeit deutlich, der zeigt auf, dass es bei Kunst nicht nur um Lösungen, sondern um den Akt des Suchens, des Findens, des Verwerfens geht.
Ruth Roths Kunst ist nicht fein, sie ist eher ungestüm. Die Künstlerin arbeitet mit verschiedenen Materialien, zeigt ihre Welt gerne auch im Stadium des Unfertigen. Schnelle, improvisierte Zeichnungen und Skizzen treffen auf freie, stets von oben gezeigte Landschaften aus Himmel, Erde, Wolken und Horizont, die aus dem Geist gemalt, die nicht an einen Ort gebunden sind. Dunkle, weibliche Körperbilder geben oft nur Fragmente wieder, zeigen nie die ganze Figur. In der Betonung des Fragments entwickelt die Künstlerin einen ganz eigenen, besonderen Stil, genauso, wie sie die Aquarelltechnik auf ganz eigene Weise auch in die Acrylmalerei überträgt und so zu wunderbar durchscheinenden malerischen Ergebnissen kommt.
Doch versuchen wir jenseits der Beschreibung zum Werk von Ruth Roth zu dringen. Sprechen wir etwa über den fünfteiligen „Weibsbilderfries“, der in der Ausstellung gleichsam als Raumplastik angeordnet ist und auf dem Boden steht. Er ist inspiriert von Balzacs „Comédie Humaine“, jenes riesenhaften Lebenswerks des französischen Schriftstellers, dem es um nicht weniger ging, als ein Sittengemälde seiner Zeit vorzustellen.
Typisch für die Literatur Balzacs, für seine Erzählweise, sind Protagonisten, die immer wiederkehren, welche die verschiedenen Texte, Essays, Kurzgeschichten und Romane verbinden, von denen Balzac bis zu seinem Tod 91 vollenden konnte. Und so ist es auch im Werk Roths: Ihr Personal, ihre Figuren, treten immer wieder in neuen Konstellationen auf, mal vereinzelt, doch meistens in Gruppen.
„Beim Lesen dieser Romane und Kennenlernen der immer wieder auftretenden Hauptfiguren“, sagt Roth, „fiel mir die Unveränderlichkeit der menschlichen Wesensart auf – mit all ihren Stärken und vor allem Schwächen, ihren immer noch identischen Bedürfnissen, Sehnsüchten aber auch Irrungen, Intrigen und Abgründen.“
Das Experiment ist immer wieder ein wichtiger Teil dieser Kunst. Sei es im Bereich der Malerei, der Grafik, aber auch auf dem Feld der Fotografie. Neue Lichtobjekte aus Metall und hinterleuchteten Digitalfotografien weisen eine neue Richtung, die ebenfalls von der Experimentierfreude der Künstlerin berichtet.
Auch hier trifft ein hoher Abstraktionsgrad paradoxerweise auf einen hohen Wiedererkennungswert: Das Fantastische und das Gegenständliche, die Welt, in der wir leben, bilden keinen Gegensatz mehr, im Gegenteil: Alles löst sich auf, es bildet sich etwas Neues, eine Mischform, welche die Fantasie immer wieder anregt. Ruth Roth findet neue Bilder für das Miteinander der Menschen, genauso wie für die Natur. Ihre „Weggefährten“ etwa sind schemenhafte, menschliche Figuren, die kommen und gehen. Ihre stelenhafte Form erinnert an Felsen oder Steine.
Vieles vermischt sich im Werk der Künstlerin. Die Natur wirkt von menschlichem Geist durchdrungen, ihre Figuren tragen naturhafte Züge. Manches lässt sie im Vagen, doch ist es gerade die Ambivalenz, die ihr großes, vielfältiges Werk auszeichnet. Vielleicht liegt genau hier, an diesem Punkt, der Unterschied zwischen Kunst und Handwerk: Kunst ist immer ambivalent, regt zum Denken an, in vielfältige Richtungen. Das bekannte Diktum von Beuys, „Wer nicht denkt, der fliegt raus …“, sei hier noch einmal zitiert. Bei der Kunst von Ruth Roth ist es so: Wenig erklärt sich bei der reinen Betrachtung. Intensives Durchdenken dessen, was wir hier sehen, steigert in jedem Fall auch den Genuss der Betrachtung."
Laudatio Petra Schneider, M. A. zur Ausstellung "Wenn Himmel Landschaft küsst" im November 2012
"Als ich Frau Roth das erste Mal in Ihrer Wohnung in Wertheim besuchte und sie mir Einblick in Ihre Arbeiten gewährte, war ich fasziniert von der Vielseitigkeit der Künstlerin. Egal ob es sich um ihre Collagen zum Thema Frauen, den sogenannten „Weibsbildern“, um Körperlandschaften oder wie heute in dieser Ausstellung um Landschaftsimaginationen handelt, Ruth Roths Werke zeugen von großem künstlerischen Talent und sind, das wird bei der Betrachtung deutlich, ein Spiegel ihrer kreativen Persönlichkeit .
Roth hat in ihren Arbeiten eine eigene unverwechselbare Handschrift entwickelt. Ihr war es stets wichtig, nicht nachzuahmen, sondern einen eigenen Stil zu entwickeln . Johann Wolfgang von Goethe hat einmal treffend bemerkt (Zitat):
" Alle Kunst gefällt nur, wenn sie den Charakter der Leichtigkeit hat. Sie muss wie improvisiert wirken.“ Eben diese Aussage trifft auch auf die Werke Ruth Roths zu. Diese Leichtigkeit, die Freude an der Improvisation, die Spontaneität sind Kennzeichen der Kunst Ruth Roths. Ihre Kunst ist gleichsam Ausdruck ihrer eigenen menschlichen Kreativität und künstlerischen Sensibilität. Auch in der heutigen Ausstellung ist das zu spüren.
Zur Ausstellung; Der Titel der Ausstellung „ Wenn Himmel Landschaft küsst“ klingt wie reine Poesie und verdeutlicht, wie nahe sich Himmel und Landschaft doch sind. Hier zeigen sich aber auch die poetische Ader und das große künstlerische Talent der Künstlerin Stimmungen und
Natureindrücken ein Gesicht zu geben. Inspirieren ließ sich Ruth Roth durch den weiten Überblick über Main- und Tauberlandschaft vonihrer Wohnung aus. Gleichzeitig war sie fasziniert von den fließenden Übergängen zwischen Wolken, Horizont und Landschaft. Dieser tägliche Ausblick auf die Landschaft, auf den hohen Himmel, das Beobachten ständig wechselnder Himmels- und Stimmungsbilder, das Entstehen von Nebelfeldern und Wolken, die häufig nahtlos ineinander übergehen und die sich daraus ergebende Farbharmonie, die das sich ständig verändernde Licht auf Wolken und Landschaft eint, all diese Eindrücke finden sich in ihren Landschaftsimaginationen wieder. So entstanden in den letzten zwei Jahren mehr als ein Dutzend „extremer Übersichten und Weitsichten“. Extrem deshalb, weil die Bilder durch ihr großes Breitformat und durch ihre ,im doppeldeutigen Sinn, „weite Sicht“ auffallen und faszinieren. Wenn sie Landschaften malt, so bestimmt der Blick von oben Ihre Sicht. Dieser Blick, ist, wie sie mir sagte, Teil eines Lebensgefühls, und auch in früheren Werken zu erkennen. Dieser Ausblick über die Landschaft, dieser Blick auf Himmel und Horizont gibt der Künstlerin andererseits auch das Gefühl den nötigen Überblick und Abstand zu haben, um in allem das Große und Ganze zu sehen, ohne den Blick fürs Detail zu verlieren.
„ Das Sehen können“ ist wichtig bei der Entstehung ihrer Bilder. Dieses „Sehen können“ ist aber nicht nur der physiologische Prozess der reinen Bildwahrnehmung, sondern ein „Sehen“ mit dem inneren Auge, das den Künstler befähigt reale Bildkompositionen in emotionale zu übersetzen. Dies setzt nicht nur den Blick für Bildaufbau und ein sicheres Farbgefühl voraus, sondern auch große künstlerische Sensibilität, Kreativität und Vorstellungskraft.
Ruth Roth entführt uns mit ihren ausdrucksvollen Bildern somit in eine Welt, in der sich Natur und Imagination auf wunderbare Art verbinden. Bei Ihren Landschaftsimpressionen handelt es sich um freie Kompositionen von Natur. Die Künstlerin lässt sich von Stimmungen inspirieren. Sie interpretiert und improvisiert, um Landschaften neu zu erschaffen. Es entstehen lebendige Landschaftseindrücke, bei denen Landschaft und Himmel zu verschmelzen scheinen. Diese Landschaften, die kein reales Vorbild haben, könnten überall auf der Welt gesehen werden und nehmen uns Betrachter auf eine Reise über die Wolken mit.
Bei der Betrachtung der Bilder wird deutlich, dass es die Künstlerin versteht, Landschaften zu erschaffen, die emotional berühren. Der Blick weitet sich, wir scheinen über diesen Landschaften zu schweben und lassen uns vom Spiel der Farben berauschen. Manche Landschaften kommen uns vertraut vor. Wir glauben ein Stück Heimat- Wiesen, Flussufer oder gar Weinberge zu erkennen. Bei einigen Bildern zeigt uns die Künstlerin darüber hinaus etwas ganz erstaunliches: Die Landschaften überraschen durch zwei Seiten.
Maltechnik: Ruth Roth, die ihre Maltechnik selbst als spielerisch emotional bezeichnet hat, gelingt es eben ihre Sicht auf die Natur, ihre Gefühle und Stimmungen auf eine ganz eigene Art malerisch umzusetzen. So entstehen aus intuitiv eingesetzten Formen, Linien und Farben grandiose Landschaftsimaginationen.
Der Schriftsteller Emile Zola hat es folgendermaßen ausgedrückt: „ Ein Kunstwerk ist ein Stück Natur- gesehen durch ein Temperament.“ Der Betrachter entscheidet und empfindet, was er, entsprechend seinem Temperament und seiner Persönlichkeit, in einem Bild erkennt. Der Betrachter drückt ihm damit seinen eigenen Stempel auf und macht das Bild für sich selbst erst zum Bild. Ruth Roth hat mir folgendes, ganz wesentliches, gesagt, etwas, was sie als Mensch und Künstlerin auszeichnet. Nämlich ihren Mut und die Bereitschaft sich Herausforderungen zu stellen und sich auch auf Neues einzulassen.
Ich zitiere: „ Der Künstler gibt bei der Präsentation sein Bild frei und verliert die Kontrolle, die er noch beim Fertigungsprozess alleine inne hatte. Es ist die Bereitschaft zur „Entblößung“ und zur Kritik, wie auch zu Missbrauch und Fehldeutung- aber auch zu neuer Sehweise und damit zur Bereicherung des Künstlers und seines Werkes durch den Betrachter. Deshalb kann kein Bild existieren, ohne einen Betrachter, der seine Sprache versteht und beantwortet und neu interpretiert". -----Oder wie Ruth Roth es treffend ausgedrückt hat:
„Manchmal lässt sich etwas nicht ausdrücken, erklären, sondern einfach nur….... malen.“ (Zitat Roth)
Anja Lippert, M.A.:
"Ausdruck feiner Art der Wahrnehmung Als roter Faden zieht sich das Thema "Frau und Natur" durch die Ausstellung "Emotio schlägt Ratio" in der Freudenberger Amtshausgalerie. Die Bilder sind mit Aquarell- und Acrylfarben auf Leinwand oder Karton aufgetragen. Im Ganzen oder als Teile, die als Collagen eine neue Form erhalten, präsentieren sie sich in den Aussstellungsräumen. Farbe, Licht, Formen und Linien sind Hauptmerkmal der Werke. "Roths Kunst ist Ausdruck ihrer eigenen menschlichen Kreativität. Sie ist aus ihrem Dialog als Mensch mit der Natur und dem, was sie selbst sieht, hervorgegangen. Die Wiedergabe ihrer Eindrücke in Bildern lässt uns ihre feine Art der Wahrnehmung miterleben", sagte Bürgermeister Heinz Hofmann. So gibt es einen fünfteiligen "Weibsbilderfries", dessen Entstehung nach Aussagen Roths von Balzac's Sittengeschichte inspiriert ist. Korrespondierend zu den Frauendarstellungen im Bild hat Ruth Roth kleine Tonfiguren geschaffen, die sie etwa "ruhende Sofafrauen" nennt. Zum Schmunzeln brachte Galerieleiterin Astrid Wulf die Besucher mit ihrer Aussage, sie sehe in den Figuren, halb Sofa, halb Frau, durchaus eigenständige und starke Wesen, die sich selbst genug seien und nicht etwa auf jemanden warten, der in die Arme genommen werden will.
Ein Bild ist eine Montage verschiedenster Elemente, es vereint visuelle, gedankliche und gefühlsmäßige sowie imaginäre Elemente in sich.
Sowohl der Maler/Malerin, der die Bilder geschaffen hat, wie auch der Betrachter, der sich mit ihnen auseinandersetzt, schöpft aus zahlreichen Quellen, die in das Bild einfließen – Gesellschaft, Religion, Philosophie, Bildung allgemein und natürlich ganz stark das eigenen Lebens- und Erfahrungsumfeld.
Dieses Prinzip gilt in besonderer Weise auch für die Werke von Ruth Roth, die in ihrer ganz eigenen und unverwechselbaren Handschrift, diese Elemente des Sehens, des Fühlens und der Einbildung und Vorstellung variiert, und uns als Betrachter mit auf einer Reise nimmt durch Landschaften und Begegnungen mit Menschen. Ruth Roth gelingt es auf vielseitige und abwechslungsreiche Art und Weise, den Betrachter anzusprechen und anzuregen, indem er in eigenen Gedanken und Vorstellungen in ihren Bildern wandert, Atmosphäre empfindet oder sich selbst in zwischenmenschlichen Situationen wiedererkennt.
Das alles gelingt Ruth Roth auf sehr subtile Weise, versteckt und geheimnisvoll, ohne dass wir es wirklich merken, sind wir immer mitten in ihren Bildern. Nach dem Motto "Weniger ist mehr!" entstehen ausdrucksvolle und tiefgründige Bilder: Aus Farbe und Licht werden Waldlandschaften, aus klaren, schnörkellosen, fast sparsame Linien und Formen Landschaften, aus Linien und Farben erotische Körperbilder, aus minimalistischen Linien (und Zeichnungen) treffende Menschen- und Beziehungsstudien.
Der rote Faden, der die Bilder von Ruth Roth verbindet, liegt in der Reduzierung auf das Wesentliche, die Konzentration auf Farbe und Licht sowie auf Formen und Linien:
Szenen im Wald:
Wie auch immer Sie sich, jeder persönlich, angesprochen oder getroffen fühlt, sie sind mitten in den Bildern mit ihren Vorstellungen und Gefühlen. Und es entsteht der Eindruck, die Bilder leben, Wie kommt das? Durch den Einsatz der Farbe! Das Licht der Sonne, in gelber Farbe / Farbstufungen wiedergegeben, vermittelt Wandlung, Veränderung und Dynamik – so auch die Bedeutung in der psychologischen Farbenlehre. Aus unserer Erfahrung und Kenntnis unserer Umwelt und der Natur, wissen wir, bzw. rechnet unser Rechenzentrum im Hirn beim Sehen, fließt in das Bild mit ein, dass der Lichtstrahl nichts statisches ist. Lebendigkeit und Bewegtheit im Bild (obwohl die Bäume selbst sich ja nicht bewegen können) wird auch durch eine ganz dynamische und temperamentvolle Pinselführung unterstützt, die zudem aus dem spannungsreichen Kontrast von Plan und Zufall oder Vorsatz und Intuition besteht. Das – nicht gänzlich planbare - Element der laufenden oder gespritzten Farbe, findet sich öfters in den Werken von Ruth Roth , wie z.B. in den Waldbildern und den Seerosen und erfordert natürlich eine gewisse Experiementierfreude und Mut. Die Gefahr besteht, ein Bild zu verunstalten, es zeugt aber auch von der Gelassenheit und der Freiheit etwas aus den Händen zu geben, nicht mehr ganz bis ins Detail selbst zu bestimmen, sondern sich unterzuordnen und die Farbe sich selbst zu überlassen.
Facit: Das Ergebnis stimmt und passt in wunderbarer Weise immer zum Gesamteindruck des Bildes!
Eine stimmige und harmonischen Einheit und ein ganz eigener Stil, eine unverwechselbare Handschrift.
Landschaftscollagen:
Mit wenigen, zumeist horizontal angeordneten Linien und Farbflächen, entstehen komplexe Landschaftsgefüge, die sanft und klar und überschaubar sind und vollkommen. Es braucht nicht mehr, aber es fehlt auch nichts! Landschaften, die große Ruhe und Frieden ausstrahlen, und den Eindruck von tiefer Harmonie vermitteln, Wohlklang von Farben und Formen. Man ist als Betrachter geneigt, sich beschaulich in die Bilder zu versenken, und mit Augen und Geist gleichsam durch die Landschaft zu wandern. Höhen – Tiefen, Berge – Täler zu durchschreiten, den Blick in die Ferne schweifen zu lassen, Ausblicke zu genießen, aber auch die Sicht auf die Nähe zu haben, also Großes und Kleines, Weite und Enge in einem zu überschauen. In ihren Collagen schafft Ruth Roth eine vollkommen neue Landschaft, komponiert und inszeniert quasi ganz frei ein Stück Natur, für die es kein reales Vorbild gibt, bei deren Gestaltung sie aber auf "erlebte" Landschaft zurückgreift: Verschmelzen von Natur und Fantasie!
"Szenen aus dem Leben", Zeichnung
...illustrieren die unterschiedlichsten Seiten des menschlichen Lebens, vor allem von zwischenmenschlichen Beziehungen. Zum Ausdruck kommen Nähe – Distanz, Jung – Alt, Intimität, Verliebtheit, Krisen – Harmonie, Glück – Freude, Zufriedenheit, .... und das alles ausgedrückt durch eine Linie oder wenige Striche! Weniger geht wirklich nicht mehr! Und trotzdem so viel Ausdruck und Gefühl ! - Ja fast kleine Filmszenen, die dazu im Kopf entstehen.
Meine persönliche Hochachtung vor solchen Skizzen, sie sind höchster Ausdruck/Form von künstlerischer Fähigkeit und Talent. Vieles kann man lernen/sich aneignen in der Malerei, aber diese Zeichnungen sicher nicht , sie kommen aus dem Inneren....."
(Text Anja Lippert, Würzburg)
Park der sehenswerten Künste 2003
Ruth Roth’s Werke fanden bei einem kunstinteressierten
Bremer Publikum im Kurpark Bruchhausen-Vilsen große
Beachtung. Aus 280 Mitbewerbern aus dem gesamten Bundesgebiet
entschied sich eine Fachjury für 30 Aussteller, die die bereits 10-jährige
Tradition der Kunst im Kurpark fortführten. Als besonders herausragend
aus allen Künstlerarbeiten wurden Roth’s „Körperlandschaften“ gewürdigt.
Kunst als Interpretin der Natur.Werner Keppner anlässlich der Atelier-Ausstellung "Kunst-Blume" 2002:
" Je weiter man sich von der Natur entfernt und doch natürlich bleibt, umso größer ist die Kunst". Das hat einmal Emil Nolde geschrieben. Wie recht er hat! Wer Ruth Roth als Künstlerin näher kennt und erfahren hat, dem muß irgendwann aufgefallen sein, daß sie, was Emil Nolde sagt, von ihrer Warte aus erfüllt. Ruth Roth blickt in die Ferne und sieht in der Näh', wie Goethe in der zweiten Strophe des Türmerlieds schreibt, aber sie behält immer den Überblick. Meist erschaut sie ihre Gegenstände, ihre Objekte nicht im Gegenüber, sondern von oben herab, aber nicht aus Hochmut. Sie steht gleichsam über der Sache und fängt sie ein und hält sie aus diesem Aspekt in der wesenhaften Kreatürlichkeit fest: in der Fröhlichkeit praller, kräftiger Farben. Auch in ihren Blumenmotiven dekliniert sie Farbtöne zu Klangfarben, die aus dem momentanen Eindruck vitaler Kraft geboren werden. Die Idylle, in die man gerne aus Angst vor der Wirklichkeit flieht, sucht man bei Ruth Roth vergebens. Sie weiß, daß es einer echten Künstlerin um die Wahrheit zu tun ist, daß man gegen Oberflächlichkeit, Vermassung und Lüge unserer Zeit Kunstwerke schaffen muss, die nicht so rasch ausdeutbar sind und uns in ihrem Chiffren-Charakter auch Rätsel aufgeben, die nach Deutung verlangen. Die Chiffren des Lebendigen preisen die kostbare Schönheit der Natur, ob in den Blumen oder in den Körperlandschaften, lebensecht, sinnerfassend, leicht und doch fest und sicher im Pinselstrich, klar und präzise und anmutig zugleich. Roths Aquarelle erfreuen, erheben und trösten. Sie verweisen uns in eine Wirklichkeit, die uns zeigt, dass es in unserem Leben auch noch etwas anderes gibt als kalte Realität und beängstigend stark um sich greifende Monotonie.
Ruth Roths achtteiliger Aquarell-Zyklus "Let The Good Time Roll" war das ideale Bindeglied zwischen dem anspruchsvollen Jazz der Musiker um John Defferary und der gegenständlichen Kunst. Die Einzelbeiträge beschreiben die Stimmen einer klassischen New Orleans-Jazzband: das grelle, dominante Blau und Gelb der Trompete, das zart-orange, warme Sehnen des Saxophons, den ruhigen rosabraunen Bogen des Basses, das verhalten leuchtende violett-gelbe Perlen des Pianos, die aufgeregt wirbelnden tiefblauen Farbspritzer des Schlagzeugs, das blecherne Scheppern des Banjos. Spontan und voller Bewegung ist der Jazz-Zyklus und gibt Aufschluss über die Arbeitsweise der Malerin.
Die sensible Energie, mit der die Malerin ihren Pinsel führt, lässt bei aller Konzentration Platz für den Zufall. Das macht auch ihre "Landschaftsinspirationen" für Intellekt und Gefühl ansprechend: Aus intensiv blauen Schlieren schält sich ein atemberaubender Blick über die hügelige Weite einer Landschaft heraus (s. Galerie). Aus horizontalen und vertikalen Linien und Klecksen in Braun, Grün und Blau duftet herbstlicher Spessartwald.."
Wundervoll erotisch sind Roths "Körperlandschaften", die an samtige Pfirsichhaut denken lassen, an transparente, weich fallende Gewänder, unter denen weibliche Rundungen hervor schimmern. Welch unbeschwerte Lebensfreude strahlt aus der humorvoll-verschmitzten "Sommerfrische": zwei langstielige Weingläser zwischen rotlackierten Fußzehen, leuchtenden Sonnenblumen und einer kugelrunden Frauenbrust (Mainecho Juni 2000)
... „Roth malt, als abstrahiere sie zunächst ihre Motive psychedelisch konzentriert ins Surreale, um sie dann cool ins Bewusstsein zu heben und mit raffiniertem Kalkül und meisterlichem Pinsel gefällig ins Bild zu setzen. – Sätze aus dem Ausstellungs-Eröffnungspoem der Künstlerin inhaliert man gerne weil sie den meisterlichen Manierismus ihrer Bilder eindrücklich verstärken. (Hohenloher Tagblatt 2000)
... Ihre Bildwelten zeichnen sich durch in sich ruhende Harmonie und einen Wohlklang von Formen und Farben aus, verbinden Fantasie und Natur zu einer ausgleichenden Symbiose, vermischen den Gegenstand mit dem Zufall zu einem neuen Gebilde. Trotz hohem Abstraktionscharakter finden Rückgriffe auf vegetative oder dingliche Formen statt, die Raum für Assoziationen lassen, die Fantasie beflügeln, sich selbst ein Bild aus der Fülle von Formen und Farben zu schaffen: ein in Licht schwebender Wald, eine von Luft und Licht durchdrungene Landschaft oder erdige, stofflich amorphe Gebilde von geheimnisvollem Aussehen und wuchernder Kraft. Ahnungen von Steinen, Moos, spiegelndem Wasser... aber auch sinnenhafte Körperformen, verschlüsselt und doch erahnend verhüllt, in zarten, weichen, warmen fließenden Formen von fragiler Transparenz oder dunkler schwerer Stofflichkeit, Bildmetaphern weiblicher Inspirationskraft.“ (Laudatio W. Krug April 2000)
... „Ihre Arbeiten sind gekennzeichnet von einer ganz persönlichen, meisterhaften Handschrift, die von beeindruckender Intensität ist. Manchmal durch Aphorismen untermauert – die Künstlerin überzeugt auch als Autorin und darüber hinaus als gesuchte Meisterin der Illustration – haben ihre in experimenteller Manier ausgeführten Aquarelle nachdenklich bis heiter-ironisch stimulierende Themen zum Inhalt und machen oft auf menschliche und damit konsequenterweise „zwischenmenschliche“ Anliegen aufmerksam. (Steigerwaldbote 1998)
... Ihre (Roth's) Arbeiten verdeutlichen eine hohe Interpretationsfähigkeit zwischen realem Leben einerseits und emotionalem, seelischen Sein andererseits. ... Es macht die Ausstellung mit Bildern Ruth Roths zu einem betrachtens- und bedenkenswerten Ereignis. (Thomas Hampus Heidenheimer Zeitung 1996)
"...Mit einer realen Landschaf haben diese in Aquarelltechnik mit Acryl gearbeiteten extremen Querformate nichts zu tun; es sind Panoramen nur aus Farbimpressionen quasi aus der Vogelperspektive, in denen sich festere Farbschichten und ganz leichte lockere – wie Himmel, Luft, Licht, Wolken, Atmosphäre, Unendlichkeit – an einer Linie, die man als Horizont bezeichnen könnte, die aber eher eine Membran ist, an der sich leichtere und dichtere, transparentere und kompaktere Farbbahnen und Farbflüsse begegnen und miteinander kommunizieren.
Begegnungen – das ist überhaupt ein Schlüsselbegriff in all ihren Arbeiten. Begegnung von gänzlich anders gearteten Figuren und Typen in ihren Zeichnungen, Begegnungen von meist zwei unterschiedlichen Formen in ihren Collagen aus bemaltem und besprühten Glasvlies in ihren jüngsten Arbeiten („Weggefährten“. Auf ebenfalls mit dünnflüssiger Farbe bearbeitetem Grund, der wiederum an ihre Landschaften erinnert, in der Farbe aber weit reduzierter ist, stehen sich da zwei Figuren gegenüber, die Felsbrocken oder Baumstämme sein könnten, aber zweifellos menschliche Eigenschaften tragen. Die eine ist breit und ein bisschen stämmig, die andere schmaler und graziler, etwas eleganter auch in den leicht geschweiften Umrissen. Und schon wird das Verlangen des Betrachters wieder angestachelt, sein Kopfkino zu aktivieren, auch in eindeutige Abstraktion Figuratives hineinzusehen und aus den vermeintlichen Felsbrocken werden Mann und Frau mit ihren sensiblen Beziehungen. Selbst wenn Ruth Roth mit Fundstücken arbeitet, verwandeln sich ihre Arrangements unwillkürlich in „Szenen einer Ehe“ oder in ein Ballett verschieden temperierter Charaktertypen.... Geschichten über Geschichten suggeriert sie so dem Betrachter, der ein ganz wesentlicher Bestandteil in Ruth Roths Schaffen ist. In seiner Phantasie entstehen dann die Dramen, die Komödien und Tragikomödien, die die Künstlerin in ihren Arbeiten nur anregt und anreißt. Denn eindeutig, einspurig, einhellig ist Nichts in Roths offenem Bilderkosmos; je nachdem, wie der Betrachter gerade selbst „drauf“ ist, wird er ganz andere Inhalte wahr- und wichtig nehmen.
Als Gegenpol zu der ausdrucksvollen Körpersprache in Zeichnungen und Collagen kann man die kleinen, meist monochrom weißen Tonplastiken der „Sofafrauen“ verstehen. Fast Nachfolgerinnen der lasziven Odalisken eines Ingres oder Botero liegen sie entspannt und in sich ruhend auf einer Couch, nahezu völlig mit dem Möbel verwachsen, selbstverständlich und absolut zufrieden in ihrer Körperfülle und Körperpräsenz, die über alle Konturen hinausschwappt- und rollt. Auch sie fotografiert Ruth Roth, bearbeitet das Foto und verwandelt das ursprünglich Dreidimensionale (wieder) ins Zweidimensionale (in einer anderen Form).
Ruth Roth arbeitet abwechselnd und , wen wundert’s, in nach oben offenen Werkgruppen, die durch den Titel und die Technik zusammengehalten werden. Neben den Landschaften und den Collagen „Weggefährten“ gibt es auch Blumenbilder, die nichts mit Botanik und Flora zu tun haben und schon gar nichts mit den ätherisch verhauchten Aquarellstudien, wie man sie oft findet, sondern schlichte Farbkraft sind, lebendig, sinnlich, vital. Dann gibt es die „Jazzbilder“, in denen Musik zur optischen Choreographie gerinnt, und die „Weibsbilder“, …. Eine mehrteilige Werkgruppe von breitformatigen Gemälden nennt sie “La Comedie Humaine“ , angeregt vom Romanzyklus Honoré de Balzacs. Dieser Titel könnte eigentlich über ihrem ganzen Schaffen stehen, denn, wie gesagt, selbst in den ganz reduzierten Arbeiten geht es um die Menschennatur, Kommunikationen, Interaktionen, Körpersprache, das Typische und das Spezielle."
Kunst ist immer ambivalent.
Zum Werk von Ruth Roth von Marc Peschke, M.A. 2017
"Die Kunst von Ruth Roth strebt in zwei Richtungen. Auf der einen Seite ist es die Figur, die menschliche Figur, welche die Künstlerin interessiert. Doch neben dem Mensch gilt ihr Interesse der Landschaft – oftmals vereint sie beides in Körperlandschaften, deren Abstraktionsgrad mal größer, dann wieder kleiner ist.
In der Nähe zur Abstraktion findet sie ihren Weg, doch ist Roth nicht bereit, das Figürliche ganz aus ihren Bildern zu verbannen. Sie bedient sich immer wieder eines künstlerischen Verfahrens, welches die Figur, die Landschaft, das Gegenständliche an sich in Frage stellt: Das Prinzip der Collage ist vielen der Arbeiten von Ruth Roth eingeschrieben, lässt ihr Gesamtwerk in immer neue Richtungen tendieren und in immer neuen Facetten schimmern.
Die Collage ist ein bedeutsames Mittel der Kunst, ein Gestaltungsprinzip der Moderne. Immer wieder bezieht sich die Künstlerin in ihrem Werk auf ihr eigenes Schaffen, ordnet die aus ihrem Oeuvre bekannten Figuren und Formen neu – schafft Bilder sogar aus spontan zerrissenen frühen Landschaftsaquarellen, die sie neu anordnet. (jüngste Arbeiten sind geprägt durch die Verwendung von Glasvlies, das in Wertheim hergestellt wird ). Sie stellt Zusammenhänge her, Verbindungen. Die Collage sei eine Form der Skepsis, hat der Kunsthistoriker Werner Spies geschrieben. Er meinte damit: Wer collagiert, der macht den Prozess der künstlerischen Arbeit deutlich, der zeigt auf, dass es bei Kunst nicht nur um Lösungen, sondern um den Akt des Suchens, des Findens, des Verwerfens geht.
Ruth Roths Kunst ist nicht fein, sie ist eher ungestüm. Die Künstlerin arbeitet mit verschiedenen Materialien, zeigt ihre Welt gerne auch im Stadium des Unfertigen. Schnelle, improvisierte Zeichnungen und Skizzen treffen auf freie, stets von oben gezeigte Landschaften aus Himmel, Erde, Wolken und Horizont, die aus dem Geist gemalt, die nicht an einen Ort gebunden sind. Dunkle, weibliche Körperbilder geben oft nur Fragmente wieder, zeigen nie die ganze Figur. In der Betonung des Fragments entwickelt die Künstlerin einen ganz eigenen, besonderen Stil, genauso, wie sie die Aquarelltechnik auf ganz eigene Weise auch in die Acrylmalerei überträgt und so zu wunderbar durchscheinenden malerischen Ergebnissen kommt.
Doch versuchen wir jenseits der Beschreibung zum Werk von Ruth Roth zu dringen. Sprechen wir etwa über den fünfteiligen „Weibsbilderfries“, der in der Ausstellung gleichsam als Raumplastik angeordnet ist und auf dem Boden steht. Er ist inspiriert von Balzacs „Comédie Humaine“, jenes riesenhaften Lebenswerks des französischen Schriftstellers, dem es um nicht weniger ging, als ein Sittengemälde seiner Zeit vorzustellen.
Typisch für die Literatur Balzacs, für seine Erzählweise, sind Protagonisten, die immer wiederkehren, welche die verschiedenen Texte, Essays, Kurzgeschichten und Romane verbinden, von denen Balzac bis zu seinem Tod 91 vollenden konnte. Und so ist es auch im Werk Roths: Ihr Personal, ihre Figuren, treten immer wieder in neuen Konstellationen auf, mal vereinzelt, doch meistens in Gruppen.
„Beim Lesen dieser Romane und Kennenlernen der immer wieder auftretenden Hauptfiguren“, sagt Roth, „fiel mir die Unveränderlichkeit der menschlichen Wesensart auf – mit all ihren Stärken und vor allem Schwächen, ihren immer noch identischen Bedürfnissen, Sehnsüchten aber auch Irrungen, Intrigen und Abgründen.“
Das Experiment ist immer wieder ein wichtiger Teil dieser Kunst. Sei es im Bereich der Malerei, der Grafik, aber auch auf dem Feld der Fotografie. Neue Lichtobjekte aus Metall und hinterleuchteten Digitalfotografien weisen eine neue Richtung, die ebenfalls von der Experimentierfreude der Künstlerin berichtet.
Auch hier trifft ein hoher Abstraktionsgrad paradoxerweise auf einen hohen Wiedererkennungswert: Das Fantastische und das Gegenständliche, die Welt, in der wir leben, bilden keinen Gegensatz mehr, im Gegenteil: Alles löst sich auf, es bildet sich etwas Neues, eine Mischform, welche die Fantasie immer wieder anregt. Ruth Roth findet neue Bilder für das Miteinander der Menschen, genauso wie für die Natur. Ihre „Weggefährten“ etwa sind schemenhafte, menschliche Figuren, die kommen und gehen. Ihre stelenhafte Form erinnert an Felsen oder Steine.
Vieles vermischt sich im Werk der Künstlerin. Die Natur wirkt von menschlichem Geist durchdrungen, ihre Figuren tragen naturhafte Züge. Manches lässt sie im Vagen, doch ist es gerade die Ambivalenz, die ihr großes, vielfältiges Werk auszeichnet. Vielleicht liegt genau hier, an diesem Punkt, der Unterschied zwischen Kunst und Handwerk: Kunst ist immer ambivalent, regt zum Denken an, in vielfältige Richtungen. Das bekannte Diktum von Beuys, „Wer nicht denkt, der fliegt raus …“, sei hier noch einmal zitiert. Bei der Kunst von Ruth Roth ist es so: Wenig erklärt sich bei der reinen Betrachtung. Intensives Durchdenken dessen, was wir hier sehen, steigert in jedem Fall auch den Genuss der Betrachtung."
Laudatio Petra Schneider, M. A. zur Ausstellung "Wenn Himmel Landschaft küsst" im November 2012
"Als ich Frau Roth das erste Mal in Ihrer Wohnung in Wertheim besuchte und sie mir Einblick in Ihre Arbeiten gewährte, war ich fasziniert von der Vielseitigkeit der Künstlerin. Egal ob es sich um ihre Collagen zum Thema Frauen, den sogenannten „Weibsbildern“, um Körperlandschaften oder wie heute in dieser Ausstellung um Landschaftsimaginationen handelt, Ruth Roths Werke zeugen von großem künstlerischen Talent und sind, das wird bei der Betrachtung deutlich, ein Spiegel ihrer kreativen Persönlichkeit .
Roth hat in ihren Arbeiten eine eigene unverwechselbare Handschrift entwickelt. Ihr war es stets wichtig, nicht nachzuahmen, sondern einen eigenen Stil zu entwickeln . Johann Wolfgang von Goethe hat einmal treffend bemerkt (Zitat):
" Alle Kunst gefällt nur, wenn sie den Charakter der Leichtigkeit hat. Sie muss wie improvisiert wirken.“ Eben diese Aussage trifft auch auf die Werke Ruth Roths zu. Diese Leichtigkeit, die Freude an der Improvisation, die Spontaneität sind Kennzeichen der Kunst Ruth Roths. Ihre Kunst ist gleichsam Ausdruck ihrer eigenen menschlichen Kreativität und künstlerischen Sensibilität. Auch in der heutigen Ausstellung ist das zu spüren.
Zur Ausstellung; Der Titel der Ausstellung „ Wenn Himmel Landschaft küsst“ klingt wie reine Poesie und verdeutlicht, wie nahe sich Himmel und Landschaft doch sind. Hier zeigen sich aber auch die poetische Ader und das große künstlerische Talent der Künstlerin Stimmungen und
Natureindrücken ein Gesicht zu geben. Inspirieren ließ sich Ruth Roth durch den weiten Überblick über Main- und Tauberlandschaft vonihrer Wohnung aus. Gleichzeitig war sie fasziniert von den fließenden Übergängen zwischen Wolken, Horizont und Landschaft. Dieser tägliche Ausblick auf die Landschaft, auf den hohen Himmel, das Beobachten ständig wechselnder Himmels- und Stimmungsbilder, das Entstehen von Nebelfeldern und Wolken, die häufig nahtlos ineinander übergehen und die sich daraus ergebende Farbharmonie, die das sich ständig verändernde Licht auf Wolken und Landschaft eint, all diese Eindrücke finden sich in ihren Landschaftsimaginationen wieder. So entstanden in den letzten zwei Jahren mehr als ein Dutzend „extremer Übersichten und Weitsichten“. Extrem deshalb, weil die Bilder durch ihr großes Breitformat und durch ihre ,im doppeldeutigen Sinn, „weite Sicht“ auffallen und faszinieren. Wenn sie Landschaften malt, so bestimmt der Blick von oben Ihre Sicht. Dieser Blick, ist, wie sie mir sagte, Teil eines Lebensgefühls, und auch in früheren Werken zu erkennen. Dieser Ausblick über die Landschaft, dieser Blick auf Himmel und Horizont gibt der Künstlerin andererseits auch das Gefühl den nötigen Überblick und Abstand zu haben, um in allem das Große und Ganze zu sehen, ohne den Blick fürs Detail zu verlieren.
„ Das Sehen können“ ist wichtig bei der Entstehung ihrer Bilder. Dieses „Sehen können“ ist aber nicht nur der physiologische Prozess der reinen Bildwahrnehmung, sondern ein „Sehen“ mit dem inneren Auge, das den Künstler befähigt reale Bildkompositionen in emotionale zu übersetzen. Dies setzt nicht nur den Blick für Bildaufbau und ein sicheres Farbgefühl voraus, sondern auch große künstlerische Sensibilität, Kreativität und Vorstellungskraft.
Ruth Roth entführt uns mit ihren ausdrucksvollen Bildern somit in eine Welt, in der sich Natur und Imagination auf wunderbare Art verbinden. Bei Ihren Landschaftsimpressionen handelt es sich um freie Kompositionen von Natur. Die Künstlerin lässt sich von Stimmungen inspirieren. Sie interpretiert und improvisiert, um Landschaften neu zu erschaffen. Es entstehen lebendige Landschaftseindrücke, bei denen Landschaft und Himmel zu verschmelzen scheinen. Diese Landschaften, die kein reales Vorbild haben, könnten überall auf der Welt gesehen werden und nehmen uns Betrachter auf eine Reise über die Wolken mit.
Bei der Betrachtung der Bilder wird deutlich, dass es die Künstlerin versteht, Landschaften zu erschaffen, die emotional berühren. Der Blick weitet sich, wir scheinen über diesen Landschaften zu schweben und lassen uns vom Spiel der Farben berauschen. Manche Landschaften kommen uns vertraut vor. Wir glauben ein Stück Heimat- Wiesen, Flussufer oder gar Weinberge zu erkennen. Bei einigen Bildern zeigt uns die Künstlerin darüber hinaus etwas ganz erstaunliches: Die Landschaften überraschen durch zwei Seiten.
Maltechnik: Ruth Roth, die ihre Maltechnik selbst als spielerisch emotional bezeichnet hat, gelingt es eben ihre Sicht auf die Natur, ihre Gefühle und Stimmungen auf eine ganz eigene Art malerisch umzusetzen. So entstehen aus intuitiv eingesetzten Formen, Linien und Farben grandiose Landschaftsimaginationen.
Der Schriftsteller Emile Zola hat es folgendermaßen ausgedrückt: „ Ein Kunstwerk ist ein Stück Natur- gesehen durch ein Temperament.“ Der Betrachter entscheidet und empfindet, was er, entsprechend seinem Temperament und seiner Persönlichkeit, in einem Bild erkennt. Der Betrachter drückt ihm damit seinen eigenen Stempel auf und macht das Bild für sich selbst erst zum Bild. Ruth Roth hat mir folgendes, ganz wesentliches, gesagt, etwas, was sie als Mensch und Künstlerin auszeichnet. Nämlich ihren Mut und die Bereitschaft sich Herausforderungen zu stellen und sich auch auf Neues einzulassen.
Ich zitiere: „ Der Künstler gibt bei der Präsentation sein Bild frei und verliert die Kontrolle, die er noch beim Fertigungsprozess alleine inne hatte. Es ist die Bereitschaft zur „Entblößung“ und zur Kritik, wie auch zu Missbrauch und Fehldeutung- aber auch zu neuer Sehweise und damit zur Bereicherung des Künstlers und seines Werkes durch den Betrachter. Deshalb kann kein Bild existieren, ohne einen Betrachter, der seine Sprache versteht und beantwortet und neu interpretiert". -----Oder wie Ruth Roth es treffend ausgedrückt hat:
„Manchmal lässt sich etwas nicht ausdrücken, erklären, sondern einfach nur….... malen.“ (Zitat Roth)
Anja Lippert, M.A.:
"Ausdruck feiner Art der Wahrnehmung Als roter Faden zieht sich das Thema "Frau und Natur" durch die Ausstellung "Emotio schlägt Ratio" in der Freudenberger Amtshausgalerie. Die Bilder sind mit Aquarell- und Acrylfarben auf Leinwand oder Karton aufgetragen. Im Ganzen oder als Teile, die als Collagen eine neue Form erhalten, präsentieren sie sich in den Aussstellungsräumen. Farbe, Licht, Formen und Linien sind Hauptmerkmal der Werke. "Roths Kunst ist Ausdruck ihrer eigenen menschlichen Kreativität. Sie ist aus ihrem Dialog als Mensch mit der Natur und dem, was sie selbst sieht, hervorgegangen. Die Wiedergabe ihrer Eindrücke in Bildern lässt uns ihre feine Art der Wahrnehmung miterleben", sagte Bürgermeister Heinz Hofmann. So gibt es einen fünfteiligen "Weibsbilderfries", dessen Entstehung nach Aussagen Roths von Balzac's Sittengeschichte inspiriert ist. Korrespondierend zu den Frauendarstellungen im Bild hat Ruth Roth kleine Tonfiguren geschaffen, die sie etwa "ruhende Sofafrauen" nennt. Zum Schmunzeln brachte Galerieleiterin Astrid Wulf die Besucher mit ihrer Aussage, sie sehe in den Figuren, halb Sofa, halb Frau, durchaus eigenständige und starke Wesen, die sich selbst genug seien und nicht etwa auf jemanden warten, der in die Arme genommen werden will.
Ein Bild ist eine Montage verschiedenster Elemente, es vereint visuelle, gedankliche und gefühlsmäßige sowie imaginäre Elemente in sich.
Sowohl der Maler/Malerin, der die Bilder geschaffen hat, wie auch der Betrachter, der sich mit ihnen auseinandersetzt, schöpft aus zahlreichen Quellen, die in das Bild einfließen – Gesellschaft, Religion, Philosophie, Bildung allgemein und natürlich ganz stark das eigenen Lebens- und Erfahrungsumfeld.
Dieses Prinzip gilt in besonderer Weise auch für die Werke von Ruth Roth, die in ihrer ganz eigenen und unverwechselbaren Handschrift, diese Elemente des Sehens, des Fühlens und der Einbildung und Vorstellung variiert, und uns als Betrachter mit auf einer Reise nimmt durch Landschaften und Begegnungen mit Menschen. Ruth Roth gelingt es auf vielseitige und abwechslungsreiche Art und Weise, den Betrachter anzusprechen und anzuregen, indem er in eigenen Gedanken und Vorstellungen in ihren Bildern wandert, Atmosphäre empfindet oder sich selbst in zwischenmenschlichen Situationen wiedererkennt.
Das alles gelingt Ruth Roth auf sehr subtile Weise, versteckt und geheimnisvoll, ohne dass wir es wirklich merken, sind wir immer mitten in ihren Bildern. Nach dem Motto "Weniger ist mehr!" entstehen ausdrucksvolle und tiefgründige Bilder: Aus Farbe und Licht werden Waldlandschaften, aus klaren, schnörkellosen, fast sparsame Linien und Formen Landschaften, aus Linien und Farben erotische Körperbilder, aus minimalistischen Linien (und Zeichnungen) treffende Menschen- und Beziehungsstudien.
Der rote Faden, der die Bilder von Ruth Roth verbindet, liegt in der Reduzierung auf das Wesentliche, die Konzentration auf Farbe und Licht sowie auf Formen und Linien:
Szenen im Wald:
Wie auch immer Sie sich, jeder persönlich, angesprochen oder getroffen fühlt, sie sind mitten in den Bildern mit ihren Vorstellungen und Gefühlen. Und es entsteht der Eindruck, die Bilder leben, Wie kommt das? Durch den Einsatz der Farbe! Das Licht der Sonne, in gelber Farbe / Farbstufungen wiedergegeben, vermittelt Wandlung, Veränderung und Dynamik – so auch die Bedeutung in der psychologischen Farbenlehre. Aus unserer Erfahrung und Kenntnis unserer Umwelt und der Natur, wissen wir, bzw. rechnet unser Rechenzentrum im Hirn beim Sehen, fließt in das Bild mit ein, dass der Lichtstrahl nichts statisches ist. Lebendigkeit und Bewegtheit im Bild (obwohl die Bäume selbst sich ja nicht bewegen können) wird auch durch eine ganz dynamische und temperamentvolle Pinselführung unterstützt, die zudem aus dem spannungsreichen Kontrast von Plan und Zufall oder Vorsatz und Intuition besteht. Das – nicht gänzlich planbare - Element der laufenden oder gespritzten Farbe, findet sich öfters in den Werken von Ruth Roth , wie z.B. in den Waldbildern und den Seerosen und erfordert natürlich eine gewisse Experiementierfreude und Mut. Die Gefahr besteht, ein Bild zu verunstalten, es zeugt aber auch von der Gelassenheit und der Freiheit etwas aus den Händen zu geben, nicht mehr ganz bis ins Detail selbst zu bestimmen, sondern sich unterzuordnen und die Farbe sich selbst zu überlassen.
Facit: Das Ergebnis stimmt und passt in wunderbarer Weise immer zum Gesamteindruck des Bildes!
Eine stimmige und harmonischen Einheit und ein ganz eigener Stil, eine unverwechselbare Handschrift.
Landschaftscollagen:
Mit wenigen, zumeist horizontal angeordneten Linien und Farbflächen, entstehen komplexe Landschaftsgefüge, die sanft und klar und überschaubar sind und vollkommen. Es braucht nicht mehr, aber es fehlt auch nichts! Landschaften, die große Ruhe und Frieden ausstrahlen, und den Eindruck von tiefer Harmonie vermitteln, Wohlklang von Farben und Formen. Man ist als Betrachter geneigt, sich beschaulich in die Bilder zu versenken, und mit Augen und Geist gleichsam durch die Landschaft zu wandern. Höhen – Tiefen, Berge – Täler zu durchschreiten, den Blick in die Ferne schweifen zu lassen, Ausblicke zu genießen, aber auch die Sicht auf die Nähe zu haben, also Großes und Kleines, Weite und Enge in einem zu überschauen. In ihren Collagen schafft Ruth Roth eine vollkommen neue Landschaft, komponiert und inszeniert quasi ganz frei ein Stück Natur, für die es kein reales Vorbild gibt, bei deren Gestaltung sie aber auf "erlebte" Landschaft zurückgreift: Verschmelzen von Natur und Fantasie!
"Szenen aus dem Leben", Zeichnung
...illustrieren die unterschiedlichsten Seiten des menschlichen Lebens, vor allem von zwischenmenschlichen Beziehungen. Zum Ausdruck kommen Nähe – Distanz, Jung – Alt, Intimität, Verliebtheit, Krisen – Harmonie, Glück – Freude, Zufriedenheit, .... und das alles ausgedrückt durch eine Linie oder wenige Striche! Weniger geht wirklich nicht mehr! Und trotzdem so viel Ausdruck und Gefühl ! - Ja fast kleine Filmszenen, die dazu im Kopf entstehen.
Meine persönliche Hochachtung vor solchen Skizzen, sie sind höchster Ausdruck/Form von künstlerischer Fähigkeit und Talent. Vieles kann man lernen/sich aneignen in der Malerei, aber diese Zeichnungen sicher nicht , sie kommen aus dem Inneren....."
(Text Anja Lippert, Würzburg)
Park der sehenswerten Künste 2003
Ruth Roth’s Werke fanden bei einem kunstinteressierten
Bremer Publikum im Kurpark Bruchhausen-Vilsen große
Beachtung. Aus 280 Mitbewerbern aus dem gesamten Bundesgebiet
entschied sich eine Fachjury für 30 Aussteller, die die bereits 10-jährige
Tradition der Kunst im Kurpark fortführten. Als besonders herausragend
aus allen Künstlerarbeiten wurden Roth’s „Körperlandschaften“ gewürdigt.
Kunst als Interpretin der Natur.Werner Keppner anlässlich der Atelier-Ausstellung "Kunst-Blume" 2002:
" Je weiter man sich von der Natur entfernt und doch natürlich bleibt, umso größer ist die Kunst". Das hat einmal Emil Nolde geschrieben. Wie recht er hat! Wer Ruth Roth als Künstlerin näher kennt und erfahren hat, dem muß irgendwann aufgefallen sein, daß sie, was Emil Nolde sagt, von ihrer Warte aus erfüllt. Ruth Roth blickt in die Ferne und sieht in der Näh', wie Goethe in der zweiten Strophe des Türmerlieds schreibt, aber sie behält immer den Überblick. Meist erschaut sie ihre Gegenstände, ihre Objekte nicht im Gegenüber, sondern von oben herab, aber nicht aus Hochmut. Sie steht gleichsam über der Sache und fängt sie ein und hält sie aus diesem Aspekt in der wesenhaften Kreatürlichkeit fest: in der Fröhlichkeit praller, kräftiger Farben. Auch in ihren Blumenmotiven dekliniert sie Farbtöne zu Klangfarben, die aus dem momentanen Eindruck vitaler Kraft geboren werden. Die Idylle, in die man gerne aus Angst vor der Wirklichkeit flieht, sucht man bei Ruth Roth vergebens. Sie weiß, daß es einer echten Künstlerin um die Wahrheit zu tun ist, daß man gegen Oberflächlichkeit, Vermassung und Lüge unserer Zeit Kunstwerke schaffen muss, die nicht so rasch ausdeutbar sind und uns in ihrem Chiffren-Charakter auch Rätsel aufgeben, die nach Deutung verlangen. Die Chiffren des Lebendigen preisen die kostbare Schönheit der Natur, ob in den Blumen oder in den Körperlandschaften, lebensecht, sinnerfassend, leicht und doch fest und sicher im Pinselstrich, klar und präzise und anmutig zugleich. Roths Aquarelle erfreuen, erheben und trösten. Sie verweisen uns in eine Wirklichkeit, die uns zeigt, dass es in unserem Leben auch noch etwas anderes gibt als kalte Realität und beängstigend stark um sich greifende Monotonie.
Ruth Roths achtteiliger Aquarell-Zyklus "Let The Good Time Roll" war das ideale Bindeglied zwischen dem anspruchsvollen Jazz der Musiker um John Defferary und der gegenständlichen Kunst. Die Einzelbeiträge beschreiben die Stimmen einer klassischen New Orleans-Jazzband: das grelle, dominante Blau und Gelb der Trompete, das zart-orange, warme Sehnen des Saxophons, den ruhigen rosabraunen Bogen des Basses, das verhalten leuchtende violett-gelbe Perlen des Pianos, die aufgeregt wirbelnden tiefblauen Farbspritzer des Schlagzeugs, das blecherne Scheppern des Banjos. Spontan und voller Bewegung ist der Jazz-Zyklus und gibt Aufschluss über die Arbeitsweise der Malerin.
Die sensible Energie, mit der die Malerin ihren Pinsel führt, lässt bei aller Konzentration Platz für den Zufall. Das macht auch ihre "Landschaftsinspirationen" für Intellekt und Gefühl ansprechend: Aus intensiv blauen Schlieren schält sich ein atemberaubender Blick über die hügelige Weite einer Landschaft heraus (s. Galerie). Aus horizontalen und vertikalen Linien und Klecksen in Braun, Grün und Blau duftet herbstlicher Spessartwald.."
Wundervoll erotisch sind Roths "Körperlandschaften", die an samtige Pfirsichhaut denken lassen, an transparente, weich fallende Gewänder, unter denen weibliche Rundungen hervor schimmern. Welch unbeschwerte Lebensfreude strahlt aus der humorvoll-verschmitzten "Sommerfrische": zwei langstielige Weingläser zwischen rotlackierten Fußzehen, leuchtenden Sonnenblumen und einer kugelrunden Frauenbrust (Mainecho Juni 2000)
... „Roth malt, als abstrahiere sie zunächst ihre Motive psychedelisch konzentriert ins Surreale, um sie dann cool ins Bewusstsein zu heben und mit raffiniertem Kalkül und meisterlichem Pinsel gefällig ins Bild zu setzen. – Sätze aus dem Ausstellungs-Eröffnungspoem der Künstlerin inhaliert man gerne weil sie den meisterlichen Manierismus ihrer Bilder eindrücklich verstärken. (Hohenloher Tagblatt 2000)
... Ihre Bildwelten zeichnen sich durch in sich ruhende Harmonie und einen Wohlklang von Formen und Farben aus, verbinden Fantasie und Natur zu einer ausgleichenden Symbiose, vermischen den Gegenstand mit dem Zufall zu einem neuen Gebilde. Trotz hohem Abstraktionscharakter finden Rückgriffe auf vegetative oder dingliche Formen statt, die Raum für Assoziationen lassen, die Fantasie beflügeln, sich selbst ein Bild aus der Fülle von Formen und Farben zu schaffen: ein in Licht schwebender Wald, eine von Luft und Licht durchdrungene Landschaft oder erdige, stofflich amorphe Gebilde von geheimnisvollem Aussehen und wuchernder Kraft. Ahnungen von Steinen, Moos, spiegelndem Wasser... aber auch sinnenhafte Körperformen, verschlüsselt und doch erahnend verhüllt, in zarten, weichen, warmen fließenden Formen von fragiler Transparenz oder dunkler schwerer Stofflichkeit, Bildmetaphern weiblicher Inspirationskraft.“ (Laudatio W. Krug April 2000)
... „Ihre Arbeiten sind gekennzeichnet von einer ganz persönlichen, meisterhaften Handschrift, die von beeindruckender Intensität ist. Manchmal durch Aphorismen untermauert – die Künstlerin überzeugt auch als Autorin und darüber hinaus als gesuchte Meisterin der Illustration – haben ihre in experimenteller Manier ausgeführten Aquarelle nachdenklich bis heiter-ironisch stimulierende Themen zum Inhalt und machen oft auf menschliche und damit konsequenterweise „zwischenmenschliche“ Anliegen aufmerksam. (Steigerwaldbote 1998)
... Ihre (Roth's) Arbeiten verdeutlichen eine hohe Interpretationsfähigkeit zwischen realem Leben einerseits und emotionalem, seelischen Sein andererseits. ... Es macht die Ausstellung mit Bildern Ruth Roths zu einem betrachtens- und bedenkenswerten Ereignis. (Thomas Hampus Heidenheimer Zeitung 1996)